CHARLES GOODYEAR

Die heutigen Unternehmen der Kautschukbranche verdanken ihr Bestehen der Kombination aus der Leidenschaft eines Mannes und einem glücklichen Zufall.

Dieser Mann war Charles Goodyear, der eine Leidenschaft für Gummi hatte: Er trug Anzüge aus Gummi, sein Gehstock war aus Gummi, er stellte Postsäcke aus Gummi her und ließ sein Portrait aus Gummi anfertigen.

charles goodyear

(Quelle: http://www.inventricity.com/charles-goodyear-the-rubber-man)

Goodyear war der Meinung, dass Gummi in allen Lebensbereichen eine zentrale Rolle spielen könnte, vergleichbar etwa mit der Bedeutung, die heute Kunststoff in unserem Leben einnimmt. Leider konnte das Material den Anforderungen nicht gerecht werden – es schmolz bei Wärmeeinwirkung und brach bei kälteren Temperaturen. Nichtsdestotrotz war Goodyear davon überzeugt, dass Gummi ein überlebensfähiges Alltagsmaterial sein könnte und experimentierte unaufhörlich.

Eine immer wiederkehrende Geschichte besagt, dass Clarissa, seine leidgeprüfte Ehefrau, ihn bat, den Versuchen ein Ende zu setzen und statt dessen lieber Geld zu verdienen. Die Goodyears waren so arm, dass sie von ihren Nachbarn mit Essen versorgt werden mussten und beim Tod eines ihrer Söhne kein Geld für seine Beerdigung hatten, so dass Charles das Grab eigenhändig ausheben musste.

Als Clarissa im Jahr 1839 eines Tages früher als gewöhnlich nach Hause kam, brach Goodyear einen Versuch ab und versteckte eine Mischung aus Gummi und Schwefel im Ofen. Als er diese Mischung später untersuchte, stellte er fest, dass die entstandene Substanz äußerst haltbar und dennoch flexibel war – Goodyear hatte damit zufällig ein Verfahren entdeckt, dass er „Vulkanisation“ nannte. Da Goodyear kein geborener Geschäftsmann war, ließ er sich das Verfahren erst im Jahr 1844 patentieren (15. Juni 1844 wurde ihm vom United States Patent Office das Patent Nummer 3633 zum Vulkanisieren von Gummi erteilt).

Zu diesem Zeitpunkt hatten andere dieses Verfahren allerdings schon für sich beansprucht. EIner der bekanntesten Gerichtsprozesse des 19. Jahrhunderts entbrannte. Nachdem Goodyear im Jahr 1852 ein Gerichtsverfahren gegen einen Rivalen Horace Day gewonnen hatte, konnte er die Anwaltskosten in Höhe von 25.000 US$ nicht bezahlen – eine für das gesamte Leben von Goodyear typische Episode.

Leider konnte Charles Goodyear kein Kapital aus seiner Erfindung schlagen. Er starb im Jahr 1860 und hinterließ Schulden in Höhe von 200.000 US$. Er hatte jedoch kurze Augenblicke des Ruhmes erfahren, so beispielsweise im Jahr 1851, als er zur Weltausstellung nach London eingeladen wurde und dort Möbel und Haushaltsgegenstände aus Gummi vorstellen durfte. Im Rahmen einer ähnlichen Veranstaltung in Frankreich wurde ihm das Kreuz der französischen Ehrenlegion verliehen.Das dauerhafteste Denkmal, das Charles Goodyear je gesetzt wurde, ist jedoch der nach ihm benannte Reifenhersteller, der seinen Namen auf der ganzen Welt bekannt gemacht hat. 1855 stellte Goodyear das erste Gummi-Kondom her, das 1870 mit zwei Millimetern Dicke und vernahtet serienmäßig produziert wurde.

Das Unternehmen Goodyear Tire & Rubber Company wurde erst 38 Jahre nach dem Tod von Charles Goodyear gegründet und hat seinen Namen seither über 100 Jahre lang lebendig gehalten – eine Tatsache, die Charles Goodyear selbst aber leider nicht mehr erleben durfte.